DISG e.V.
Deutsche Interessengemeinschaft Schwimm-
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Winterreise mit alter Technik nach Norwegen von Paul Jung, Essen
oder "wie bekloppt muß man eigentlich sein, um im Winter mit dem Motorrad nach Norwegen zu fahren ???"
Heinz Staak, Eberhard Sprenger, Dieter Bremecker und ich waren im Januar 2001 zum ersten Mal mit zwei BMW R75 und meinem Russengespann zu einer Reise in den norwegischen Winter aufgebrochen. Wir besuchten die SavalenRally, wo sich bereits seit Jahren etliche winterfeste Motorradleute aus ganz Europa in Mittelnorwegen treffen. Diese erste Winterreise hatte uns sehr gut gefallen und wir "schlugen die Trommel", um für unsere zweite Wintertour noch weitere Mitfahrer zu werben.
Nach einigem Hin und Her fanden sich dann letztendlich elf Leute zusammen, die dem Winter 2002 trotzen wollten. Neben Heinz, Eberhard und mir kamen als Winter-
Eberhard fuhr mit seinem VW166-
Am 18.01.02 begann unsere Winterreise auf dem Parkplatz der Autobahnraststätte Münster-
Carsten Messer und seine Eltern hatten dort für uns schon Zimmer im Hotel Stadt Hamburg reserviert und uns eine Abstellfläche für unsere Zugfahrzeuge besorgt. Nachdem alle Fahrzeuge abgeladen und unser gesamtes Gepäck verstaut war, gingen wir zum gemütlichen Teil des Abends über. Vielen Dank nochmals an Familie Messer für die gezeigte Gastfreundschaft.
Am 19.01.02 ging es vormittags nach dem üppigen Frühstück in aller Gemütlichkeit los. Einzige Aufgabe war es, von Gettorf die rund 20 Kilometer nach Kiel zu kommen und dort gegen 14.00 Uhr an der Fähre zu sein. Aber leichter gesagt als getan. Was noch nicht verstaut war, war unsere
gesamte Futterage. Da wir geplant hatten, uns an etlichen Tagen selbst zu verpflegen, kam da für elf Leute schon einiges zusammen.
Letztendlich waren zwei Zargesboxen randvoll und verschwanden bei Heinz und Peter in den Beiwagenbooten. Dann ging es endlich los Richtung Kiel. Aber oh Schreck, bei Christians BMW riß der Kupplungszug ab. Das fängt ja super an, dachte der ein oder andere. Ruckzuck war das Ding gewechselt und es ging ab Richtung Kiel. An einer Tankstelle wurde noch der Vorrat an Glühwein ergänzt und dann standen wir am Norwegen-
Endlich ging es in den Schiffsbauch in den tiefst möglichen Keller, wo die Gepanne und der Schwimmer dann ihr Plätzchen angewiesen bekamen. Jetzt war das Greifen der Übernachtungsklamotten und das Suchen der gebuchten Kabine angesagt. Endlose Treppen waren zu überwinden, weil die Aufzüge total überfüllt waren und wir möglichst schnell aus unseren Winterklamotten raus wollten. Nach kurzer Zeit war alles gefunden, wir hatten uns "entblättert" und konnten in aller Ruhe bei klarem Wetter die Ausfahrt der Fähre in die Kieler Förde erleben. Einfach herrlich !! Abends haben wir dann das große Buffet genossen und uns anschließend noch in einer der vielen Bars vergnügt und den einschlägigen Dar-
Zum Frühstück waren wir dann schon im Oslo-
Endlich waren wir dann aus der Fähre raus und der Zoll interessierte sich für unsere mitgenommenen Alkoholika überhaupt nicht. Raus aus dem Hafen, ab auf die Stadtautobahn und Richtung NordWesten aus der Riesenstadt raus. Nach rund sechzig Kilometern zweigte dann unsere Route ab auf eine eher wenig befahrene Straße, die endlos lang an einem See entlang führt. Diese Straße war ideal für die Mitfahrer, die noch nicht im Winter in
Norwegen waren und die das Fahren auf schnee-
Christian und Stefan erkundeten mit ihren R75 noch die Winterfahrtauglichkeit im Tiefschnee auf einem nahegelegenen Sportplatz, kamen aber nach kurzer Zeit mit vor Anstrengung hochroten Köpfen wieder zurück. Über 500 Kilo Wehrmachtseisen aus den Schneeverwehungen rauszuheben strengt schon an. Die an Stefans frisch gemachter BMW zu hörenden mahlenden Geräusche aus dem Bereich Kurbelwellenlager wurden erst einfach ignoriert und dann in Alkohol aufgelöst. Es wurde ein in der Tat berauschender Abend und wir hatten sehr viel Spaß !!!!!
Am nächsten Morgen wurde umfassend gefrühstückt, alle Klamotten wieder verzurrt und dann ging es weiter
Richtung Gebirge. Während wir uns am ersten Tag an das Fahren auf Eis und Schnee gewöhnen konnten, mußten wir uns jetzt darauf konzentrieren, nicht zu viel Gas zu geben um die Kisten gerade bergauf zu bekommen und bergab konnten wir das richtige Bremsen üben. An einer der ersten richtigen Steigungen legte Stefan an seiner BMW dann die Schneeketten auf, um anschließend sicherer fahren zu können. Am frühen Nachmittag erreichten wir dann unser Tagesziel, den Hüttenpark in Lemmingshögda, einem wunderschön gelegenen Platz im wahrsten Sinne des Wortes am Ende der Welt, weil die Straße nach Lillehammer dort in erheblichen Schneeverwehungen endete.
Nach einiger Wartezeit tauchte dann auch der Platzverwalter auf und wies uns unsere Hütten zu. Diese Hütten glänzten durch vorhandene Kaminöfen, die dann auch nach kürzester Zeit angefeuert waren und die Unterkünfte mit ihrer wohligen Wärme durchstrahlten. Eberhard wollte die ganz besondere Wintertauglichkeit des Schwimmers vorführen und die schneeverwehte Straße noch ein Stück weiter erkunden, versackte dann aber hoffnungslos in den weißen Fluten. Wir haben dann versucht den Schwimmer mit zwei aneinander geschnallten Gespannen wieder flott zu bekommen, leider ohne großen Erfolg. Der Platzchef hat den Schwimmer dann mit dem Traktor wieder auf festen Untergrund gezerrt und wir haben uns dann in die Hütten begeben und den Abend wie den vorherigen sehr lustig begangen.
Der nächste Tag begrüßte uns mit herrlichstem Sonnenschein und Temperaturen so um 18 Grad minus. Unsere Moppeds sprangen alle klaglos an. Auch der Schwimmer nahm unverzüglich seine Arbeit auf. Unser Tagesziel war das Ringebu-
Unser lieber Thomas Neumann aus Spremberg bewährte sich als erstklassiger
Navigator und fand immer wieder noch schönere Nebenstraßen. Als Beifahrer in Eberhards Schwimmer hatte er natürlich auch gute Gelegenheit dazu, die Landkarte entsprechend zu deuten.
Besonderen Spaß machten die diversen Pinkel-
Die Hütten am Ringebu-
Das Ziel des nächsten Tages war Savalen, wo die Motorradveranstaltung stattfand. Vorher stand uns aber noch die Überquerung des Ringebu-
keine richtige Lust mehr. Ein Zylinder wollte nicht so recht arbeiten. Nach anfänglicher Ratlosigkeit wurde der Fehler dann aber doch gefunden und der Russe brummte wieder mit vertrauter Zuverlässigkeit. Dafür wurden die Geräusche in Stefans R75-
Nachmittags waren wir dann nach einer herrlichen Fahrt über nahezu endlose verschneite Waldstraßen in Savalen und wurden am dortigen Treffenhotel mit großem Hallo begrüßt. Unsere Fährenbekanntschaften waren natürlich in einem Zug von Oslo über die Schnellstraßen angereist. Wir hatten aber auf den kleinen Straßen garantiert mehr Spaß und mußten uns nicht konstant von LKW überholen lassen. Nach der Anmeldung und Zimmerzuweisung quartierten wir uns ein und verstauten unsere Klamotten. Eine ausgiebige Dusche und das Anziehen leichterer Bekleidung zum Aufenthalt im gut geheizten Hotel machte dann Vorfreude auf einen netten Abend.
Das üppige Abendbuffet war sehr gut und hat allen hervorragend geschmeckt. Wir reservierten uns dann eine umfassende Sitzgruppe vor dem offenen Kamin und ließen uns dort in aller Gemütlichkeit nieder.
Das einzige was die positive Stimmung trübte, war der im-
Die drei Hotel-
Küche darstellte. Soviel erstklassigen Lachs in allen denkbaren Zubereitungsarten haben wohl einige von uns vorher noch nicht auf dem Teller gehabt. Es war schon ein eigenes Erlebnis, die tägliche "Schlacht am Buffet". Die Rally-
Sonntags war dann unwiderruflich die Abreise von Savalen angesagt. Das Gepäck wurde verzurrt und die ersten zaghaften Startversuche nach einer extrem kalten Nacht führten nicht immer zu guten Ergebnissen. Bei meiner Dnepr blieb beim ersten Ankicken der Kickstarter einfach unten. Erst dachte ich, die Rückholfeder sei gebrochen, aber offensichtlich war nur das Getriebeöl kältebedingt so steif, daß sich nicht viel bewegte. Nach etlichen Versuchen liefen dann alle unsere Fahrzeuge befriedigend. Nur Stefans kranker Motor mahlte kräftig in den Kurbelwellenlagern, aber das war ja nichts wirklich Neues. Kurz vor Mittag ging es dann los. Unser Tagesziel waren wieder die herrlichen Hütten am
Ringebu-
Aus allen vorhandenen Reservekanistern wurden die Reste brüderlich aufgeteilt und gehofft, daß wir bis aufs Ringebu-
Für die massiven Anstrengungen wurden wir dann abends von unseren Damen durch ein gutes Essen entschädigt.
Am nächsten Morgen trat Heinz seine R75 an und dabei brach der Kickstarter im oberen Bereich wohl kältebedingt ab. Also war ein Werkstattbesuch angesagt. In der Ortschaft Ringebu gab es eine LKW-
stabilisieren und einem PKW dann doch noch ausweichen. Durch diese Erlebnisse waren alle schlagartig wach und auch warm !!!
In der LKW-
Die nächste Tagesetappe führte uns dann wiederum über wirklich allerkleinste Straßen und Waldwege in den Ort Hurdal am Hurdal-
Von Hurdal nach Oslo war es dann am letzten Tag in Norwegen nicht mehr sehr weit. Auf der Fahrt haben wir dann noch unseren Freund Birger Brederson besucht und seine Sammlung an unrestaurierten Militärfahrzeugen besichtigt. Die dann allerletzte Etappe Richtung Oslo haben
wir auf der Autobahn bewältigt. Stefans BMW quittierte diese Mißhandlung dann mit einem Fastzusammenbruch des Motors. Die Kurbelwelle war soweit zerstört, daß sie durch Verdrehung der Einzelteile so unrund geworden war, daß die Lichtmaschine auf dem vorderen Kurbelwellenzapfen abgesprengt wurde und nur noch am Elektrokabel hing. Das Ding wurde abgeschnitten und verpackt und weiter ging die Fahrt Richtung Hafen Oslo, den wir dann auch rechtzeitg Dank Magnetzündung erreichten. Unser Freund Björn Foßholm traf uns dann dort noch und wünschte uns eine gute Überfahrt.
Nach der üblichen Warterei konnten wir dann endlich unsere Fahrzeuge im Schiff abstellen und unsere Kabinen beziehen. Im Gegensatz zur Hinfahrt war das Schiff "rappelsvoll" mit in der Hauptsache älteren Herrschaften, die eine Minikreuzfahrt Richtung Kiel unternahmen.
Abends ließen wir uns wieder das üppige Buffet munden und amüsierten uns danach noch in einer der Borddiskos. Auch mal ein tolles Erlebnis in unserem gesetzten Alter !!!
Am nächsten Morgen liefen wir dann wohlbehalten in Kiel ein und waren gegen Mittag in Gettorf bei Familie Messer. Dort haben wir dann unsere Fahrzeuge wieder auf die Anhänger geladen und sind Richtung Heimat gefahren.
Unter dem Strich betrachtet haben wir mit einer ganz tollen Truppe mit uralter Technik unter unwirtlichsten Witterungsbedingungen mit Eis, Schnee und Kälte einen tollen Urlaub erlebt. Ernsthafte körperliche Schäden hat niemand erlitten. Eine Oberschenkelverbrennung mit kochendem Teewasser, eine deutliche Schnittverletzung beim Abschneiden von fettiger Salami und leichte Hauterfrierungen im Wangenbereich zählen einfach nicht und wurden unter "das kann doch mal passieren" abgebucht. Unsere Technik hat die Herausforderung auch gut überstanden, wenn man mal vom abgebrochenen Kickstarter bei Heinz, von der abgescherten Kardanwelle bei Christian und vom letztendlich total zerstörten Motor von Stefans R75 mal absieht, der aber bis zum Anhänger in Gettorf gelaufen ist.
Ganz besonders bemerken möchte ich, daß insbesondere Heinz und Eberhard, die ja nun auch nicht mehr die Allerjüngsten sind, die Strapazen absolut souverän mitgemacht haben und uns Jüngeren immer wieder mit Rat und Tat zur Seite standen. Aber auch Stefan und Kerstin muß ich erwähnen. Bei unserem Start nach Norwegen hatte die Beiden noch weniger als 100 Kilometer Erfahrung mit ihrer frisch restaurierten BMW. Aber trotzdem haben sie alle Herausforderungen angepackt und auch bewältigt, haben trotz des kapitalen Motorschadens nicht aufgegeben, sondern sind mit der Gruppe wieder wohlbehalten in Kiel angekommen. Auch Peter V. mit seiner ganz normalen Ural ohne Seitenwagenantrieb, der noch nie mit einer Gruppe solch verrückter Menschen, die sich mit Wehrmachtsfahrezugen beschäftigen, unterwegs war, hat trotz manchem Kopfschütteln über die Schrulligkeit der Leute eine Menge Spaß gehabt. Für Elsa und Christian war diese Art Reise auch neu. Beide sind zwar vorher auch schon oft mit ihren Motorrädern unterwegs gewesen. Aber noch nie mit der R75 unter den Bedingungen in einer solch verrückten Gruppe. Elsas Kenntnisse und Erfahrungen als Krankenschwester verhalfen Peter nach seiner Brandverletzung zu einem einigermaßen verträglichen Abklingen der heftigen Beschwerden. Zu guter Letzt seien noch Conny und Thomas erwähnt, die zu Beginn der Reise überhaupt nicht wußten, um was es wohl gehen würde und sich mit großem Mut auf das Abenteuer eingelassen haben und sich dann als perfekte Navigatoren gezeigt haben. Ohne die besonderen Fähigkeiten im Umgang mit der Karte hätten wir die wunderschönen Nebenstraßen nie gefunden.
Frei nach Hänschen Rosenthal:
das war Spitze !!!!!